Smartwatch Interview mit Philipp Schlegel von Samsung

Smartwatch Interview mit Philipp Schlegel von Samsung

In unserem Smartwatch Interview mit Philipp Schlegel von Samsung sprechen wir unter anderem über die Samsung Gear S3, Tizen und die Baselworld 2017.

Knapp vier Wochen liegt die Baselworld 2017 nun hinter uns. Auf der weltgrößten Uhrenmesse wurden so viele neue Smartwatches vorgestellt, wie nie zuvor (Nachlese Baselworld Live-Blog). Auch wenn viele Smartwatch Enthusiasten ein neues Samsung Wearable auf der Baselworld herbeigesehnt haben, war doch relativ schnell klar, dass der Südkoreanische Konzern diese Bühne für andere Zwecke nutzen wollte. Immerhin ist die Baselworld eine Messe mit viel Tradition und der Fokus liegt zweifelsohne auf den Schweizer Luxusuhrenmarken.

Wer den Weg in den zweiten Stocks der Messe Basel fand, wurde trotzdem nicht enttäuscht. Der Samsung Stand war chic und auffällig, was genauso auf die Ausstellungsstücke zutraf. Das Highlight waren die Design-Konzepte der Samsung Gear S3. Ob Taschenuhr, Mechanik-Hybrid oder einfach gewagte Gear S3 Gehäusedesigns – wir staunten nicht schlecht, als wir die Kreationen das erste Mal sahen. Natürlich schoss uns die Frage durch den Kopf, ob es sich nur um kreative Spielereien handele oder ernst gemeinte Prototypen, die irgendwann Marktreife erlangen.

Ein guter Grund, mit Philipp Schlegel von Samsung ein ausführliches Interview zu führen. Von Samsungs Junior Product Manager für die Bereiche IT & Mobile Communication bekamen wir einige Antworten auf unsere Fragen. In unserem Gespräch ging es unter anderem um den Erfolg der Samsung Gear S3, die Entwicklung des Tizen-Betriebssystems und natürlich um die Frage, wann und wo der Nachfolger der Samsung Gear S3 vorgestellt wird.

Smartwatch Interview mit Philipp Schlegel von Samsung

Smartwatch Interview mit Philipp Schlegel von Samsung

smartwatch-im-praxistest.de: Samsung ist das erste Mal auf der Baselworld mit einem eigenen Messestand vertreten. Wie fühlt es sich als Tech-Unternehmen an, zwischen all den Luxusuhrenmarken auszustellen?

Philipp Schlegel: Die Nachfrage und Neugierde nach unseren Uhren ist groß. Der Stand wird gut angenommen, das gilt ebenso für unsere Uhren. Ich denke es ist schon ein Statement, dass ein klassischer Elektronikhersteller wie Samsung hier auf der Baselworld vertreten ist. Es zeigt, dass die gesamte Branche im Wandel ist und Smartwatches immer massentauglicher werden. Wir wollen vor allem beweisen, dass Smartwatches außergewöhnlich sein können und klassischen Uhren in puncto Design in nichts nachstehen.

s-i-p.de: Mit welchen Erwartungshaltungen seid ihr auf die Baselworld gekommen? Gibt es eine bestimmte Zielgruppe, die ihr ansprechen wollt? Seid ihr auf der Suche nach bestimmten Partnern?

Philipp Schlegel: Generell sprechen wir mit unseren Smartwatches Menschen an, die einen aktiven Lebensstil pflegen. Für diese Zielgruppe ist es wichtig, mit smarten Funktionen den Alltag zu erleichtern und ihre persönliche Fitness mithilfe intelligenter Anwendungen zu steigern. Meist sind es auch Individualisten, die auf wechselbare Elemente wie Ziffernblätter oder Armbänder Wert legen. Das ist Ausdruck des eigenen Styles.

s-i-p.de: Das Thema Smartwatch kommt langsam auch in der konventionellen Uhrenbranche an. Siehst du das genauso?

Philipp Schlegel: Das Thema Smartwatch kommt im Bewusstsein der Konsumenten zunehmend an. Wir sind zwar das erste Mal mit einem eigenen Stand auf der Baselworld vertreten, aber es ist offensichtlich, dass Smartwatches hier ein Thema sind.

Smartwatch Interview mit Philipp Schlegel von Samsungs-i-p.de: Trotzdem gibt es noch genügend Kritiker der Smartwatch. Einige Tech-Journalisten versuchen noch immer, das Thema totzschreiben. Mit der Samsung Gear S2 und der Gear S3 habt ihr bereits bewiesen, wie erfolgreich Smartwatches sein können. Wie siehst du die Entwicklung in den nächsten Jahren?

Philipp Schlegel: Anhand der Entwicklung der letzten Jahre kann man prognostizieren, dass der Markt weiter wachsen wird. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Qualität, Verarbeitung und Design von Smartwatches in die richtige Richtung entwickelt haben. Nehmen wir die Samsung Gear S3: Optisch unterscheidet sich die Smartwatch nicht mehr von einer konventionellen Uhr. Durch das Always-on Display erkennt man außerdem auf den ersten Blick gar nicht, dass es sich um eine Smartwatch handelt. Auch die Wechselarmbänder verleihen der Gear S3 einen individuellen Look. Es ist die Mischung aus klassischem, schönen Design und smarten Funktionen, die Smartwatches wie die Gear S3 gerade so attraktiv machen.

s-i-p.de: Ein weiterer Trend sind momentan Hybrid Smartwatches. Fashion-Hersteller wie Fossil erschließen gerade diese Nische. Wie steht ihr zu smarten Analoguhren?

Philipp Schlegel: Zu zukünftigen Produkten kann ich noch nichts sagen, denn schließlich wollen wir die Vorfreude erhalten. Was ich allerdings sagen kann ist, dass die Nutzer der Gear S3 die Möglichkeiten, die diese Smartwatch bietet, vollständig ausnutzen. Fitness-Tracking, GPS, Musikplayer, Apps wie Spotify oder Here WeGo – das wird alles genutzt. Und ich bin der Meinung, dass dies auch ein elementarer Baustein ist, weshalb unsere Smartwatches so gut ankommen.

s-i-p.de: Die Samsung Gear S3 kam im November 2016 auf den Markt. Wie laufen die Verkäufe bisher?

Philipp Schlegel: Die Samsung Gear S3 verkauft sich gut. Beide Modelle [Frontier & Classic, Anm. d. Verf.] werden gut angenommen und auch wenn wir keine Verkaufszahlen nennen können, lässt sich sagen, dass wir einen starken Einfluss auf den Markt verzeichnen. Gerade die Bedienung der Lünette wird immer wieder als revolutionär bezeichnet. Zudem bilden die innovativen Funktionen und das edle Design eine harmonische und zeitlos schöne Einheit. Das Feedback, das wir von Partnern und Kunden bekommen, bestärkt unsere Pläne, den Bereich der Smartwatches weiter auszubauen und mit innovativen Konzepten zu überraschen.

s-i-p.de: Mit Tizen OS habt ihr ein eigenes Betriebssystem, das auf eure Wearables angepasst wurde. Damit seid ihr nicht auf externe Partner wie z.B. Google angewiesen. Das gleiche gilt auch für die Hardware in euren Smartwatches. Welche Möglichkeiten eröffnet das?

Philipp Schlegel: Dank Tizen ist beispielsweise die drehbare Lünette der Gear S2 und Gear S3 erst möglich. Unter einem anderen Betriebssystem wäre es schwieriger gewesen, diese Art der Steuerung umzusetzen. Unsere Smartwatches haben durch die Lünette einen klaren Vorteil, denn so verdecken die Hände das Display nicht. Das System hat eine schöne Benutzeroberfläche und ist optimal auf kleine Geräte abgestimmt. Was gerade bei Smartwatches auch eine wichtige Rolle spielt, ist das Energiemanagement. Tizen arbeitet sehr effizient und schont somit den Akku. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir direkt mit Partnern wie z. B. Spotify oder Nokia Here sprechen können. Das macht die Zusammenarbeit einfacher. Die Kommunikationswege sind kürzer und es wird auf Augenhöhe diskutiert, welche Apps sinnvoll und umsetzbar sind.

s-i-p.de: Wie siehst du die Entwicklung der für das Tizen Betriebssystem verfügbaren Smartwatch Apps?

Smartwatch Interview mit Philipp Schlegel von SamsungPhilipp Schlegel: Mittlerweile gibt es sehr viele Entwickler, die ihre Software auf Tizen umsetzen. Wir nutzen das Betriebssystem ja nicht nur für unsere Wearables, sondern z. B. auch für unsere Smart TVs. Tizen erleichtert dabei die Vernetzung unserer Geräte. Unser SDK [Software Development Kit, Anm. d. Verf.] trägt ebenfalls dazu bei, dass sich immer mehr Entwickler an unsere Plattform heranwagen.

s-i-p.de: Bei all dem Lob für die Samsung Gear S3 hat die Smartwatch aus unserer Sicht noch immer eine Schwachstelle: Sie ist nicht richtig wasserdicht –  nur nach IP68 zertifiziert. Habt ihr das Thema auf dem Schirm und wie sind die Rückmeldungen von euren Kunden dazu?

Philipp Schlegel: Generell wird die IP68 Zertifizierung von unseren Kunden nicht nur gut angenommen, sondern inzwischen sogar vorausgesetzt. Ähnlich wie beim Smartphone wollen die Kunden sichergehen, dass ihre Technik mit ihrem Lebensstil mithält und auch einen plötzlichen Regenschauer oder ein Malheur übersteht. Aber da ist noch Luft nach oben. Es ist ein Punkt, den wir in die Entwicklung einfließen lassen, allerdings ist es auch nicht ganz einfach, eine Smartwatch zu bauen, die bis zu X Meter wasserdicht ist. Dennoch orientieren wir uns daran, welches Feedback unsere Kunden geben. Für den Alltag reicht die IP68-Zertifizierung aber sicher aus.

s-i-p.de: Anfang des Jahres kam die offizielle iOS App für die Samsung Gear S3 raus. Was sind die Gründe dafür, dass es so lange gedauert hat, bis iPhone User auch in den Genuss kompatibler Samsung Wearables kamen?

Philipp Schlegel: Wir legen größten Wert auf unsere Qualitätssicherung. Dementsprechend wollten wir sicherstellen, dass das Zusammenspiel zwischen iOS und unserer Smartwatch bestmöglich funktioniert und ein reibungsloses Nutzererlebnis bietet. Das braucht seine Zeit.

s-i-p.de: 2015 kam die Samsung Gear S2, 2016 die Gear S3. Lässt sich das extrapolieren?

Philipp Schlegel: Geschickt gefragt, aber zu zukünftigen Produkten kann ich nichts sagen. Aber wir wären nicht Samsung, wenn wir uns nicht immer am Puls der Zeit orientieren würden. Von daher werden wir auch zukünftig mit spannenden und revolutionären Produkten aufwarten.

s-i-p.de: Bestimmt sprechen wir uns auf der IFA 2017 wieder. Ich bedanke mich für das Smartwatch Interview.

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