Gestern Abend hat Apple die Apple Watch Series 2 vorgestellt. Wir haben alle wichtigen Infos zur Apple Watch Series 2 in diesem Artikel zusammengestellt und beurteilen die Smartwatch.
Um 19 Uhr MEZ war es dann soweit: Apple lüftete den Vorhang zur alljährlichen Herbst-Keynote, die diesmal im historischen Bill Graham Civic Center stattfand. Im Vorfeld – nein eigentlich seit dem Erscheinen der Apple Watch 1 – gab es bereits eine ganze Menge Gerüchte rund um den Nachfolger von Apples erster Smartwatch. Chinesische Zulieferer packten angebliche Details zur Apple Watch 2 regelmäßig aus, damit ortsansässige Tageszeitungen auch etwas zu schreiben hatten. Zuletzt sah man einen britischen Hobby-Bastler die Apple Watch Series 2 einen Tag vor der Keynote auseinandernehmen.
Trotzdem war es nicht 100-prozentig gewiss, ob Apple wirklich einen Nachfolger der Apple Watch 1 präsentieren würde. Um 19:15 Uhr wusste die Zuschauer im Auditorium und die Millionen, die den Live-Stream im Internet verfolgten mehr.
Neu an der Apple Watch Series 2 ist als allererstes der Name. Der Zusatz „Series“ hat zwei Gründe: Erstens ist die Apple Watch Series 2 nicht die Neuinnovation, die einen Generationssprung erlaubt hätte, zum anderen wird die Apple Watch Series 1 weiterhin zu einem vergünstigten Preis verkauft. Apple Watch 1 hätte einfach zu alt geklungen, als dass sich irgendwer noch überlegt, die erste Generation der Smartwatch zu kaufen.
Die technischen Highlights der Apple Watch Series 2
Mit der Apple Watch Series 2 hat das Unternehmen aus Cupertino – wie immer – die „beste Apple Watch aller Zeiten“ entwickelt. Das trifft zumindest auf den Prozessor zu. Unter der Haube steckt ein System-On-a-Chip (SiP), das auf den Namen „S2“ hört und mit einen Dual Core statt einem Single Core wie noch bei der Apple Watch Series 1 ausgestattet ist. Das Chipset soll doppelt so schnell sein wie das des Vorgängers. Was das in Ghz, RAM etc. heißt, verrät Apple mal wieder nicht.
Ein technisches Highlight der Apple Watch Series 2 ist das Display. Es ist etwa doppelt so hell wie das der Apple Watch Series 1 – und das gehörte bereits zu den hellsten Displays am Markt. In Zahlen beutetet das bis zu 1.000 cd/qm. Damit können nun wahrscheinlich die Wenigsten etwas anfangen. Dieser Wert ist etwas vergleichbar mit einem Dolby Vision Projektor, der für Kinovorführungen im Einsatz ist. Könnt ihr euch jetzt vorstellen, wie hell die Apple Watch Series 2 ist? Besonders im hellen Sonnenlicht dürfte das eine deutliche Verbesserung der Bildschirm-Lesbarkeit herbeiführen.
Nächste Neuerung ist das GPS-Modul. Damit zieht Apple mit Herstellern wie LG (LG Watch Urbane 2nd Edition 3G) und Samsung (Samsung Gear S3) gleich. Die Integration des GPS-Moduls hat auf Folge, dass man bei sportlichen Aktivitäten Smartphone-unabhängiger ist. Die Apple Watch kann durch GPS-Koordination beispielsweise einen Run ohne Smartphone-Verbindung aufzeichnen. Die Daten lassen sich später in die Apple Watch App auf dem iPhone übertragen. Weiterer Vorteil des GPS-Moduls: Das Schritt- und Strecken-Tracking soll genauer werden, weil Daten des Bewegungssensors mit denen des GPS-Moduls abgeglichen werden.
Apple hat die Apple Watch Series 2 konsequenterweise wasserdicht gemacht. Bis zu 50 Meter Tiefe kann man die Smartwatch nun nutzen. Das ist ein großer Fortschritt zum Vorgänger, der lediglich spritzwassergeschützt war. Folglich hat Apple auch einen Trainingsmodus für Schwimmer integriert. Hier kann man zwischen Indoor-Schwimmen und Outdoor-Schwimmen wählen. Falls sich nun einige fragen, ob die Apple Watch Series 2 trotz Lautsprecher wasserdicht ist: Ja, denn der Lautsprecher selbst sorgt nach einer Schwimmeinheit dafür, dass die Wasserrückstände aus den Lautsprecheröffnungen durch Vibration entfernt werden. Eine Technik, die nicht neu ist, aber immer wieder beeindruckend und so auch von Apple gestern auf der Keynote präsentiert wurde.
Besonders schwierig scheint wohl die Berechnung von Kalorien beim Schwimmen zu sein. Deshalb hat Apple bei der Entwicklung des Trainingsmodus „Schwimmen“ 700 Testpersonen mit unterschiedlicher Statur, Körpergewicht, Fettanteil etc. getrackt, um einen realistischen Kalorienverbrauch während des Schwimmens errechnen zu können.
Design und Ausführungen der Apple Watch Series 2
Am Design der Apple Watch Series 2 hat sich quasi nichts geändert. Die Smartwatch hat die gleichen Maße wie das alte Modell und ist in 38 mm und 42 mm erhältlich. Obwohl es Gerüchte gab, die eine dünnere Apple Watch Series 2 prophezeiten, hat Apple nichts an der Dicke des Smartwatch verändert. Das hat den Vorteil, dass die Bänder der Apple Watch Series 1 mit der Apple Watch Series 2 kompatibel sind.
Dafür gibt es einen neuen Werkstoff, der für eine der Apple Watch Varianten verwendet wurde: Keramik. Das Material ist vier Mal härter als Edelstahl. Die Apple Watch Series 2 Ceramic wird im typischen Off-White Ton von Keramik verfügbar sein.
In der Keynote hat man außerdem wieder die Partnerschaft mit dem französischen Luxus-Accessoire-Hersteller Hèrmes in den Fokus gestellt. Die Apple Watch Series 2 wird es auch wieder als Hèrmes Edition geben.
Apple Watch Nike+ nimmt die Sportler ins Visier
Apple wäre nicht Apple, wenn sie nicht irgendeinen Trumpf bei einer Produktneuvorstellung aus dem Ärmel zaubern würden. Der Trumpf bei der Apple Keynote hieß Trevor Edwards, seines Zeichens President von Nike. Er stellte die Apple Watch Nike+ vor, eine extrem sportliche Variante der Apple Watch Series 2. Ein Signature-Silikonarmband in Limettengrün, spezielle Watchfaces für Sportler und eine Mitgliedschaft in der Nike+ Community sind Bestandteil der Apple Watch Nike+. Technisch unterscheidet sich die Sportuhr nicht von der Apple Watch Series 2.
Das Gehäuse der Apple Watch Nike+ ist aus Aluminum und damit gerade für Läufer aufgrund des niedrigen Gewichts geeignet. Das Silikonarmband ist elastisch und perforiert, damit der Schweiß nicht unter dem Band klebt.
Die Apple Watch Nike+ wird es in insgesamt vier verschiedenen Farbtönen geben: Weiß, hellgrau, dunkelgrau und schwarz.
Apple Watch Series 2 wird mit WatchOS 3 ausgeliefert
Apple hat bereits im Juni 2016 sein neues Smartwatch-Betriebssystem WatchOS 3 vorgestellt. WatchOS 3 soll bis zu 7-mal schneller sein als das Vorgänger-OS und steigert die Performance der Apple Watch Series 2 (neben dem neuen Dual-Core-SiP).
Darüber hinaus wird es mit „The Dock“ ein neues Übersichtsmenü für geöffnete Apps geben. iPhone-User sollte dieses Feature sehr bekannt vorkommen. Drückt man doppelt die Home-Taste auf dem iPhone, erscheint eine Übersicht über die geöffneten Apps. Gleiches gilt nun für die Apple Watch. Wenn man den Side-Button unterhalb der digitalen Krone drückt, erscheint das App-Menü (“The Dock”) und man kann durch die geöffneten Apps scrollen, diese auswählen und beenden. Zwei Scroll-Möglichkeiten gibt es: Entweder man wischt von App zu App oder man nutzt den Zeitstrahl unterhalb der Apps um schnell vor und zurück zu scrollen.
Shotscuts im Control-Center sind ebenfalls eine Neuerung. Auch hier nähert sich WatchOS 3 dem iPhone-Betriebssystem immer weiter an. Nun wurde für die Apple Watch das Control-Center integriert. Mit einem Fingerswipe nach oben erhält man Zugriff auf die wichtigsten Shortcuts wie Akkustand, Flight-Mode, Stummschalten, Ruhemodus, Vibrationsalarm und Bildschirm sperren.
Apple hat darüber hinaus der Nachrichten-Funktion ein grundlegendes Update verpasst. Vordefinierte Antwortsätze konnte man bereits bei WatchOS 2 erstellen. Nun sind sie aber leichter zugänglich. Erhält man eine Nachricht, scrollt man einfach runter und sieht direkt unter der Nachricht die Quick-Reply-Sätze. Ein wirklich cooles, neues Feature ist allerdings Scribble. Mit Scribble kann man mittels Handschrift auf Nachrichten individuell antworten. Dazu zeichnet man einfach Buchstabe für Buchstabe auf das Apple Watch Display und es wird in Schreibschrift umgewandelt. Das scheint ziemlich flüssig und auch bei recht unleserlicher Handschrift zu funktionieren.
Im Notfall kann man mit WatchOS 3 den SOS-Button betätigen. Bei der Apple Watch funktioniert das so, dass man den Side-Button lang halten muss um den Notruf zu aktivieren. Danach läuft ein Timer runter, bevor die örtliche Notruf-Leitstelle informiert wird. Außerdem kann man Freunde hinterlegen, die automatisch im Notfall eine Nachricht mit dem Standort des Betroffenen erhalten. Ziemlich beeindruckend ist außerdem, dass die Apple Watch erkennt, in welchem Land man sich befindet und die richtige Notruf-Nummer selbst auswählt. Diese sind von Land zu Land bekanntlich unterschiedlich, z.B. in den USA 911, in Deutschland 112. Außerdem kann man auf der Apple Watch nun Gesundheitsdaten wie die Blutgruppe für den Abruf im Notfall speichern.
Um während eines stressigen Tages zwischendurch zu entspannen, führt Apple mit WatchOS 3 die „Breathe-App“ ein. Diese dient dazu, sich im Alltag eine kurze Auszeit zu nehmen, um bewusst und tief ein- und auszuatmen. Unterstützend vibriert die Uhr um das Atmen zu unterstützen und ein animierter Kreis, der größer und kleiner wird, zeigt ebenfalls die Atemzüge an.
Zu den oben genannten größeren Neuerungen gesellen sich kleinere Gimmicks wie z.B. ein neues, individualisierbares Mini-Maus Watchface, zwei zusätzliche neue Ziffernblätter für den Alltag, eine Schnellauswahl von Watchfaces, Activity Sharing (sportliche Aktivitäten mit Freunden teilen) und die Sensoren wurden mit WatchOS 3 an die Bewegungsabläufe von Rollstuhlfahrern angepasst.
Was bei der Apple Watch Series 2 unbekannt ist bzw. nicht an Bord ist
Eine besonders wichtige Info verschweigt uns Apple bei der Präsentation der Apple Watch Series 2: Die Akkulaufzeit. Zwar wird immer wieder behauptet, dass sich die Laufzeit durch das effizientere Chipset und das neue WatchOS 3 verlängern wird, um wie viel ist allerdings unklar. Ebenso im Dunkeln tappen wir bei den mAh des Apple Watch Series 2 Akkus.
Apple hat der Apple Watch Series 2 zwar ein GPS-Modul spendiert, bleibt den Usern jedoch ein Mobilfunkmodul schuldig. Apple hat sich hier ganz klar gegen den aktuellen Trend entschieden, die Smartwatch als eigenständiges Telefon nutzen zu können, wie es z.B. mit der LG Watch Urbane 2nd Edition 3G oder der Samsung Gear S3 möglich ist.
Im Vorfeld wurde außerdem über eine Facetime-Kamera spekuliert. Auch dieses Gerücht hat sich nicht bewahrheitet, obwohl die Apple Watch Series 2 damit vor allem bei Familien noch einmal attraktiver geworden wäre und zur schnellen Lokalisierung von Kindern sowie für mobile Facetime-Anrufe genutzt hätte werden können.
Preis und Erscheinungsdatum der Apple Watch Series 2
Die Einsteiger-Version der Apple Watch Series 2 (früher Apple Watch Sport) liegt bei 419 Euro. Auch die Apple Watch Nike+ ist für 419 Euro zu haben. Das ist durch den schlechten Dollar-Euro-Umrechungskurs etwas mehr als die Amerikaner für die Apple Watch Series 2 (369 US-Dollar) bezahlen.
Nach oben gibt es, wie schon vom Vorgänger bekannt, kaum Limits. Nach derzeitigem Stand wird es wohl nicht mehr die Kategorisierung „Sport“, „Classic“ und „Edition“ geben. Es wird vielmehr nach Material und Armband unterschieden.
Die Keramik-Version der Apple Watch Series 2 mit Silikonarmband liegt bei 1.299 US-Dollar, also bei ca. 1.500 Euro. Die Edelstahl-Version mit Hèrmes Lederarmband kostet 1.199 US-Dollar (1.400 Euro) und die Edelstahl-Version mit geriffeltem Original-Apple Lederarmband liegt bei 699 US-Dollar (800 Euro).
Die Apple Watch Series 2 kann ab dem 9. September 2016 über die Apple Website vorbestellt werden und wird ab dem 16. September 2016 an die Käufer ausgeliefert. Die Apple Watch Nike+ soll etwas später erscheinen. Hier steht noch kein konkretes Datum, Apple spricht aber von einem Release Ende Oktober 2016.
Trailer zur Apple Watch Series 2 und Präsentation auf der Apple Keynote
Selbstverständlich haben wir euch die wichtigsten Videos der Apple Watch Series 2 Präsentation zusammengestellt:
Apple Watch Series 1 wird weiterhin vergünstigt verkauft
Wie eingangs erwähnt ist ein Grund für die Namensgebung „Series 2“ die Tatsache, dass die Apple Watch Series 1 weiterhin verkauft wird. Quasi als Budget-Modell der Apple Watch Series 2.
Bei allen neu produzierten Apple Watch Series 1 Geräten verbaut Apple den S2 Chipsatz der Apple Watch Series 2 und WatchOS 3 wird ebenfalls auf der Apple Watch Series 1 verfügbar sein.
Der Preis für das Einsteigermodell der Apple Watch Series 1 („Apple Watch Sport mit Aluminum-Gehäuse und Silikonarmband) liegt bei 320 Euro. Zuvor verlangte Apple für die Apple Watch Series 1 350 Euro.
Hands-On der größten Apple Watch Konkurrenten
Mit der Samsung Gear S3 und der ASUS ZenWatch 3 sind ernstzunehmende Apple Watch Series 2 Konkurrenten auf der IFA 2016 vorgestellt worden. Die Samsung Gear S3 richtet sich an genau die gleiche Käuferschicht der Apple Watch Series 2 – nur hat diese ein android Smartphone. Die ASUS ZenWatch 3 liegt preislich sogar unterhalb der Apple Watch Series 1, sodass sie zumindest im Bereich Preis-Leistung mit Apples Smartwatch konkurriert.
Auf der IFA 2016 hatten wir die Gelegenheit zu ausführlichen Hands-On Tests mit beiden Smartwatches.