Die modulare Blocks Smartwatch ist eines der interessantesten Wearable Projekte der letzten Jahre. Nun kann die Smartwatch offiziell vorbestellt werden. Aber lohnt sich der Kauf?
Für alle, die noch nie etwas von der Blocks Smartwatch gehört haben, wollen wir in diesem Artikel einen kurzen Überblick zum aktuellen Entwicklungsstand der modularen Smartwatch geben. Auch wenn wir noch keinen Prototypen in den Händen halten konnten, vermitteln einige Promo- und Hands-On-Videos einen guten Eindruck des neuartigen Konzeptes.
Modularität bei Technik-Produkten ist gerade sowieso ein Trendthema. Vor allem im Smartphone-Bereich probieren sich teilweise große Hersteller wie LG (G5) oder zukünftig auch Google (Project Ara) auf dem Massenmarkt mit modularen Telefonen aus. Die heutige Technik lässt zweifelsfrei modulare Geräte zu. Viele Komponenten sind mittlerweile so klein, dass sie in ein Glied eines Armbands passen. Die spannende Frage ist also nicht, was technisch möglich ist, sondern ob das Konzept der Modularität aufgeht.
Das englische Startup BLOCKS Wearables Ltd ist der erste Anbieter eines modularen Systems im Smartwatch-Bereich. Mit der Blocks Smartwatch steht ein Wearable in den Startlöchern, das vor ca. sechs Monaten per Crowdfunding finanziert wurde und mittlerweile in der Massenproduktionsphase ist.
Die Blocks Smartwatch besteht aus einem Basisgehäuse, in dem der neue, speziell für Smartwatches entwickelte, Snapdragon 2100 Prozessor, 512 MB RAM, 4 GB Flash-Speicher, ein Mikrofon, ein Vibrationsmotor sowie das 1,39 Zoll große AMOLED Display mit 400 x 400 Pixeln Auflösung verbaut sind. Der Rest ist frei konfigurierbar. Dabei dienen die Glieder der Blocks Smartwatch als Module.
Wer ein durchschnittlich großes Handgelenk hat, kann sich vier bis fünf zusätzliche Module als Armband konfigurieren. Zum Marktstart sind folgende Module verfügbar:
- Batterie-Modul: Dieses Modul ist gleichzeitig die Schließe der Smartwatch und damit quasi unverzichtbar. Leider gibt Blocks auf der offiziellen Website nicht an, um wie viel Stunden sich die Akkulaufzeit mit dem Batterie-Modul verlängert. Dafür ist bekannt, dass die Smartwatch bei Energiemangel sowohl in an- als auch in ausgeschaltetem Zustand geladen wird.
- Herzfrequenzmesser: Das Puls-Modul soll laut BLOCKS von einem der führenden Hersteller für Micro-Pulsmesser stammen und automatisch mehrfach über Tag en Puls nehmen.
- GPS-Modul: Über dieses Modul wird der Standort ermittelt. Sowohl die amerikanische GPS-Technik als auch der europäische Standard GLONASS werden unterstützt.
- Adventure Modul: Im so genannten Abenteuer-Modul sind mehrere Funktionen inbegriffen. Es misst die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck und die Temperatur. Dadurch ist z.B. die Bestimmung der Höhenmeter möglich. Das Modul richtet sich an Outdoor-Freunde, die sich in Sachen Klima auf dem Laufenden halten wollen.
- Taschenlampe: Ein eher banales Modul. Ein weißes LED kann als Taschenlampe eingesetzt werden. Über die Smartwatch kann dann auch die Helligkeit reguliert werden.
- Programmierbarer Knopf: Ähnlich wie wir es vom Pebble Core kennen, bietet ein Modul einen frei programmierbaren Knopf. Der Button kann sowohl mit Smartwatch-Funktionen als auch mit externen Devices verknüpft werden.
Ein Modul ist ca. 2,5 cm lang, 3 cm breit und 8 mm hoch. Gefertigt werden die Armbandmodule aus dem Kunststoff Polycarbonat. Die Verbindungstechnik ist Plug-and-Play. Durch einen Schnellmechanismus können die Module einfach zusammengesteckt werden. Die Blocks Smartwatch erkennt die Hardware automatisch und stellt die Zusatzfunktionen zur Verfügung.
Klingt gut. Aber reicht es für die Blocks Smartwatch zum Durchbruch?
All das klingt doch recht vielversprechend, oder nicht? Die Blocks Smartwatch sieht in den Teaser-Videos wie eine ganz normale, runde Armbanduhr aus. Das Gehäuse ist übrigens in drei Farben verfügbar: Onyx Black, Sunrise Red und Marble White. Passend dazu sind auch die Armbandmodule legiert. Das, was man vom eigens entwickelten Blocks Betriebssystem sehen kann, wirkt auf den ersten Blick ebenfalls überzeugend. Interessant ist vor allem, dass es kein klassisches Hauptmenü wie bei android wear gibt, sondern alle Anwendungen über Chronographen auf dem Watchface angezeigt werden. Mit einem Fingerwisch nach rechts wechseln sich die Anwendungssymbole auf dem Ziffernblatt und mit einem Klick darauf kommt man zum entsprechenden Feature. Das hat natürlich zum Vorteil, dass man bei der Anwahl der Module immer die Uhrzeit auf dem Display sehen kann.
Weiterer Vorteil der Blocks Smartwatch ist die uneingeschränkte Kompatibilität zu iPhones und Android Smartphones. Das proprietäre Betriebssystem macht es möglich. Connected wird übrigens entweder über Bluetooth 4.1 LE oder Wifi (802.11 b/g/n).
Wird die Blocks Smartwatch nun zu einer der Smartwatch Innovationen 2016? Wir sind zwiegespalten. Einerseits ist das modulare System eine ganz nette Idee und die softwareseitige Umsetzung sieht auch solide aus. Doch wirklich beurteilen kann man die Blocks Smartwatch erst, wenn mehr Module erscheinen. Die oben aufgeführten Module sind nämlich eigentlich heute technischer Standard bei den neusten Smartwatches. Die LG Watch Urbane 2nd Edition 3G besitzt zum Beispiel einen 570 mAh goßen Akku, der bereits mehrere Tage hält. Hier ist kein Zusatz-Akku nötig, um auf die gleiche Leistung wie die Blocks zu kommen. Herzfrequenzmesser, GPS-Modul, Barometer sind ebenfalls inbegriffen. Eine Taschenlampen-Funktion kann man in android wear mit einem Touch aktivieren und das ultrascharfe P-OLED-Display leuchtet zuverlässig die Umgebung aus. Einzig und alleine ein programmierbarer Knopf vermisst man beim LG Flaggschiff. Bei der Konkurrenz von Samsung (Gear S2), Motorola (Moto 360 2) oder Huawei (Huawei Watch) sieht es im Übrigen (abgesehen vom GPS-Modul) nicht viel anders aus. Wieso sollte die Blocks Smartwatch mit diesen Standard-Modulen dann attraktiver sein?
Offene Entwicklercommunity gleichzeitig Chance und Risiko für die Blocks Smartwatch
Das Startup setzt, wie viele Tech-Firmen, auf eine lebhafte Entwicklercommunity. Die soll es dann richten und neue, innovativere Module programmieren. Zugriff erhalten sie auf eine modifizierte Version von android Marshmallow. So sollen zukünftig Module wie ein Fingerabdrucksensor, ein Speicherkartenslot, ein Kamera-Modul oder ein Stress-Level-Messer angeboten werden. Wann diese Erweiterungen erscheinen, ist aber unklar. Wer sich auf Drittentwickler verlässt, muss sich auch nach deren Zeitplan richten.
Dass diese Strategie durchaus aufgehen kann, beweist ein direkter Konkurrent von Blocks. Das ebenfalls durch Crowdfunding finanzierte Unternehmen Pebble kann seit Jahren auf eine zuverlässige Entwicklercommunity zurückgreifen. Das gilt nicht nur für die Programmierung neuer Apps – von denen es mittlerweile über 1.000 gibt – sondern auch von Hardware und Peripheriegeräten. Hierzu wird der Accessory Port von Pebble unterhalb der Armbandaufnehmern genutzt. Auf dieser Basis haben Entwickler z.B. ein Solar-Armband und einen GPS-Sensor kreiert. Man könnte also behaupten, dass die beiden Pebble Smartwatches Pebble Time und Pebble Time Steel sowie die kommenden Produkte Pebble 2 und Pebble Time 2 (alle Infos hier) bereits modulare Wearables sind und die Idee von Blocks kopiert, weiterentwickelt und verfeinert wurde.
Blocks hat einen Vorteil: Mit android Marshmallow als OS greift man auf eine große Basis an Entwicklern und ein offenes, vergleichsweise einfaches Programmiersystem zurück. Sollte die Blocks richtig durchstarten und global an Bekanntheit gewinnen, könnte es mit neuen Gliedermodulen sehr schnell gehen. Es bleibt aber ein genauso großes Risiko, dass die Blocks Smartwatch aufgrund mangelndem Interesse ein riesiger Reinfall wird.
Alle, die schlau sind, warten also erst einmal ab, wie sich die Smartwatch entwickelt. Oder bis unser erster, ausführlicher Praxistest der Blocks online ist…
Begeistert oder nicht? Entscheidet selbst.
Blocks hat während der letzten Monate immer wieder Videos ins Netz gestellt, die die Blocks Smartwatch in Aktion zeigen. Seid ihr angefixt oder eher gelangweilt?
Diejenigen unter euch, die gern neue Technologien ausprobieren und heiß auf die Blocks Smartwatch sind, können das Gerät ab sofort über die offizielle Blocks Website vorbestellen. Mit vier Standard-Modulen kostet die Blocks 330 US-Dollar. Jedes weitere Modul kostet 35 US-Dollar. Das britische Unternehmen bietet selbstverständlich einen weltweiten Versand des Wearables an. Für 15 Dollar Logistikpauschale zzgl. (je nach Standort) Zollgebühren seid ihr unter den ersten Blocks Besitzern.