Seit die Samsung Gear S3 im November 2016 auf den Markt kam, trage ich die Smartwatch. Nun ist es Zeit für ein finales Fazit – im Samsung Gear S3 Langzeittest.
Regelmäßige Leser von smartwatch-im-praxistest.de sind mit unserem Testprozedere bestens vertraut und wissen, dass wir Smartwatches häufig kurz nach der Veröffentlichung auf Herz und Nieren testen. So auch bei der Samsung Gear S3. Die Tizen-Smartwatch hat nicht nur den Award für die beste vollwertige Smartwatch 2016 abgeräumt, sie ist mit 4.8 von 5 Sternen auch die bestbewertete Smartwatch auf unserem Portal. Die Erwartungshaltung an einen Samsung Gear S3 Langzeittest ist also enorm hoch. Doch anders wie in unseren Praxistests, in denen wir auf viele technische und gestalterische Details der Smartwatches eingehen, soll es in meinem Langzeittest darum gehen, welche persönlichen Erfahrungen ich mit der Gear S3 im Alltag gemacht habe. Langzeittests bekommen bei uns auch nur Uhren, die zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung heraussagend sind, wie z.B. die LG Watch Urbane (1. Generation).
Nun also wird diese Ehre der Samsung Gear S3 zuteil, die ich seit Ende November 2016 tagtäglich am Handgelenk trage.
Welche Funktionen und Apps der Samsung Gear S3 habe ich am meisten genutzt?
Ich habe das Gefühl, wenn User und Journalisten über das Thema Smartwatch sprechen, blenden sie gern eine der wichtigsten Funktionen aus. Eine Smartwatch kann überraschenderweise die Zeit anzeigen. Und die Samsung Gear S3 kann das besonders schön. Auch wenn die Zeitanzeige auf dem 1,39 Zoll großen Display zu den Standard-Funktionen gehört, sie ist diejenige, die von Usern am meisten verwendet wird.
Meine Meinung ist, dass Samsung es wie kein Smartwatch-Hersteller zuvor geschafft hat, das Anzeigen der Zeit zu einer Kernkompetenz der Smartwatch zu machen. Das beginnt beim Gehäusedesign und endet bei den Watchfaces. Für mich muss eine Uhr, egal ob Smartwatch oder konventionelle Armbanduhr, ein rundum stimmiges Produkt sein, das mir die Zeit anzeigt. Die Gear S3 ist genau das. Ich favorisiere weiterhin die Gear S3 Frontier, denn das Zusammenspiel zwischen dunklem Gehäuse, markanter Drehlünette und wählbarer Ziffernblätter ist hier perfekt gelöst. Das mit Abstand schönste Ziffernblatt („Frontier“) wurde extra für diese Version der Gear S3 gestaltet und auch das zweitschönste Watchface „Chronograph“ passt besser zur Frontier-Version als zur silbernen Classic-Variante. Hier zeichnet sich die erste Parallele zum Langzeittest der LG Watch Urbane (1. Generation) ab, denn auch der Samsung Gear S3 würde ich bescheinigen, dass es nicht nötig ist, weitere Ziffernblätter herunterzuladen.
Nicht übermäßig nützlich, aber besonders ästhetisch ist außerdem, dass sich der Sekundenzeiger der oben genannten beiden Ziffernblätter auch im Always-On-Modus bewegt. Auf den ersten Blick wirkt die Smartwatch gar nicht wie eine Uhr mit digitalem Display. Solche Kleinigkeiten liebe ich an einer herausragenden Smartwatch.
In aller Kürze, um nicht zu technisch zu werden, zum Display der Samsung Gear S3. Mir gefällt die Helligkeit des Bildschirms. Ich kenne keine andere Smartwatch, die auf maximaler Stufe heller als die Gear S3 ist. Auch wenn ich euch jetzt damit vielleicht neidisch mache, aber ich sitze gern bei schönem Wetter im Garten und schreibe Artikel. Die Umgebung ist hell, ggf. treffen Sonnenstrahlen das Gerät. Das Gear S3 Display passt sich automatisch an die Umgebung an, sodass ich die Uhrzeit trotzdem lesen kann.
Ein kleines Manko, das mir während des Praxistests der Gear S3 schon auffiel, ist die Kantenunschärfe des Super AMOLED Displays. Die Technik ist dafür bekannt, Farben besonders brillant darstellen zu können. Doch das ist nur die halbe Miete. Auch die Auflösung muss stimmen, sonst kann man bei genauem Hinsehen Treppeneffekte bei den Zeigern erkennen. Das ist bei der Samsung Gear S3 der Fall, auch wenn das den meisten Usern nicht auffallen wird oder es ihnen von vorn herein egal ist. Mir ist das nicht egal, ich orientiere mich immer am Benchmark und das ist in diesem Fall der Bildschirm der LG Watch Urbane 2nd Edition 3G. Höhere DPI-Zahl und P-OLED-Display statt AMOLED machen hier den Unterschied. Dafür ist die LG Watch Urbane 2nd Edition 3G nicht ganz so leuchtkraftstark.
Welche Standard-Apps der Gear S3 nutze ich nun im Alltag? Auch wenn es banal ist, die Alarm-App kommt bei mir fast täglich zum Einsatz. Ich unterteile meinen Arbeitstag immer in zwei Phasen. Am Morgen arbeite ich die wirklich anstrengenden Dinge ab, schreibe neue Artikel und kümmere mich um die Social Media Kanäle unserer Seite. Dann kommt ein 1,5-stündiger Break. In dieser Zeit versuche ich alles, was mit Arbeit zu tun hat, zu vermeiden. Ich gehe mit meinen beiden Hunden, esse eine Kleinigkeit und versuche, mich täglich 20 Minuten hinzulegen. Nach einem kurzen Nap fühle ich mich frisch und kann mich im Nachmittags-Slot Dingen widmen, die nicht so viel Geist erfordern, wie z.B. Mails beantworten oder Buchhaltung. Die Alarm-Funktion der Samsung Gear S3 gibt meinem Arbeitstag dabei Struktur. Ich habe drei wichtige Alarme eingestellt, nach denen sich meine Arbeits- und Pausezeiten richten. Auf der Gear S3 kann ich einstellen, ob ich per Vibration oder zusätzlich per Alarmton erinnert werden möchte. Um sanft aus meinem 20-Minuten-Nap aufzuwachen, eignet sich natürlich der Vibrationsalarm am besten. Die beiden anderen Alarme sind hingegen hörbar. Der Lautsprecher der Samsung Gear S3 ist erstaunlich laut. Selbst wenn mein 7 Monate alter Sohn auf meinem Arm schreit, kann ich den Klingelton immer noch gut hören.
Die Telefon-Funktion der Gear S3 nutze ich übrigens nur spärlich, obwohl es sich durch den exzellenten Lautsprecher lohnen würde. Bei mir liegt das daran, dass ich sowieso wenig telefoniere und die meisten Telefonate auf längere Autofahren lege. Wer allerdings viel angerufen wird, kann ordentlich von der Samsung Gear S3 profitieren. Wie lästig ist das bitte, ständig sein Smartphone für einen Anruf aus der Tasche quälen zu müssen?
Eine weitere vorinstallierte App, die ich häufig nutze, ist „News Briefing“. Bestimmt kennt ihr folgende Situation: Eigentlich wolltet ihr nur schnell die Headlines auf Spiegel Online oder sueddeutsche.de über das Smartphone checken und 15 Minuten später erwischt ihr euch dabei, wie ihr eure Facebook Timeline bis zum Anschlag gescrollt habt. Die App „News Briefing“ bewahrt mich genau vor dieser Situation. Sie sammelt Headlines der wichtigsten deutschen Nachrichtenmagazine und ich brauche keine Minute, um mich per Drehlünette auf den neusten Stand zu bringen. Mehr brauche ich über Tag nicht, wenn mich ein Thema interessiert, lese ich es abends noch mal nach.
Auch wenn das dem Funktionsumfang der Gear S3 nicht gerecht wird, viel mehr vorinstallierte Apps nutze ich nicht. Hinzu kommen drei Apps von Drittanbietern, die ich mir kostenlos über den Galaxy Gear Store runtergeladen habe (zu finden in der Samsung Gear Companion App). Das ist zum einen die Spotify App. Ich höre meistens über meine mit dem Chromecast verbundene Stereoanlage Musik während der Arbeit. Mein Smartphone liegt in der Regel irgendwo zwischen Arbeitszimmer und Wohnzimmer. Die Musik bei Spotify wähle ich fast ausschließlich über die Samsung Gear S3 aus. Ich habe Zugriff auf meine Playlists und auf die „Browse“-Funkion, um Playlists aus verschiedenen Genres und Stimmungen auszuwählen. Die Lautstärke kann ich ebenfalls am Handgelenk regeln, dazu genügt es, die Drehlünette nach links oder rechts zu drehen. Für mich die perfekte Fernbedienung. Ich könnte die Gear S3 auch als Remote für meinen Samsung TV nutzen, damit habe ich mich aber noch nicht beschäftigt. Es kann aber gut sein, dass ich das in Zukunft tun werde. Momentan nutze ich das Smartphone dazu (danke LG, dass ihr in das LG G5 ein Infrarot-Modul eingebaut habt).
Die zweite App, die ich regelmäßig nutze, ist HERE WeGo. Wer sich schon mal Gedanken gemacht hat, ob es brauchbare Alternativen zu Google Maps gibt, ist bestimmt auf die HERE App gestoßen. Inhaltlich kommt das Programm fast an Google Maps heran, optisch übertrifft es Google Maps bei Weitem. Kein Wunder, dass Tesla seine Autopilot-Software auf HERE aufbaut. Ich brauche die HERE App vor allem für Fußgängernavigation. Die Gear S3 ist bekanntlich mit einem GPS-Modul ausgestattet. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin und eine bestimmte Straße suche, lasse ich mich von meinem Handgelenk leiten. Das ist nicht nur einfacher als das Smartphone in der Hand zu halten, sondern auch sicherer. Ich sehe dabei mehr von meiner Umgebung und mir ist es leider schon einmal passiert, dass ich mein Smartphone aus Versehen fallen ließ, als ich es aus der Tasche geholt habe um zu schauen, wo ich hin muss.
Die dritte Drittanbieter-App, die auf meiner Samsung Gear S3 installiert ist, nennt sich „Facer“. Auch wenn ich oben geschrieben habe, dass ich nicht zwingend neue Watchfaces für die Gear S3 benötige – ich bin leider ein Ziffernblatt-Nerd. Ich liebe es, hochwertige Watchfaces auszuprobieren und zu verschiedenen Styles das passende Watchface aufzulegen. Facer ist eine Plattform, auf der man kostenfreie und kostenpflichtige Watchfaces bekommt. Die Facer-App könnte allerdings in den kommenden Wochen der Watchmaker Premium App weichen. Die war bisher nur mit android wear kompatibel, kommt jetzt aber auch für die Gear S3.
Die Benachrichtigungsfunktionen der Gear S3 sind (fast) perfekt
Ihr fragt euch bestimmt schon, warum der Typ noch nicht über die Benachrichtigungsfunktionen der Gear S3 gesprochen hat. Nutz er sie nicht? Ganz im Gegenteil, kann ich euch sagen. Für die Notifications der Gear S3 habe ich mir einen eigenen Absatz reserviert. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die sicher in einem kommenden Software-Update ausgemerzt werden, sind die nämlich perfekt.
Bisher ist mir noch keine App untergekommen, die Notifications nicht auf die Gear S3 gepusht hätte. Ich selbst nutze folgende Smartphone Apps, für die ich die Benachrichtigungsfunktion in der Samsung Gear App aktiviert habe: WhatsApp, Outlook, SMS, Anrufe, Facebook, Slack, Gmail, Amazon sowie 3CX (Softphone für android). Die Benachrichtigungen kommen nahezu verzögerungsfrei auf der Gear S3 an. Außerdem gibt es zwei Features auf der Gear S3, die ich bei android wear Smartwatches und bei der Apple Watch vermisse. Kommt z.B. eine neue Email rein, vibriert die Smartwatch kurz. Hebe ich innerhalb von 2-3 Sekunden meinen Arm, muss ich die Gear S3 nicht berühren, um die Nachricht zu lesen. Sie zeigt mir kurz den Absender der Mail an und springt dann automatisch in den Nachrichtentext. Diese Funktion ist absolut genial. Ich muss keinen Hardware-Button drücken oder mit dem Finger über den Touchscreen um die Nachricht zu lesen. Senke ich den Arm, springt die Gear S3 wieder auf das Watchface zurück. Will ich die Nachricht noch einmal ansehen, drehe ich die digitale Drehlünette nach links. Weitere Drehungen in diese Richtung bewirken, dass alle anderen neuen Notifications angezeigt werden. Mit einem Swipe nach oben lösche ich die Benachrichtigung – sowohl auf der Smartwatch, als auch auf dem Smartphone.
Darüber hinaus könnte ich z.B. meine Mails direkt auf der Uhr archivieren oder aus meinem Postfach löschen, was ich allerdings so gut wie nie mache. Genauso wenig beantworte ich die Nachrichten per S-Voice, der Spracheingabe von Samsung. Mir reicht eine kurze Benachrichtigung, ich muss nicht immer ad hoc auf alles reagieren, aber möchte ohne Verzögerung über alles informiert sein.
Weiter oben sprach ich davon, dass es zwei, drei kleinere Verbesserungspotentiale bei der Benachrichtigungsfunktion gibt. Zum einen werden nicht immer alle Nachrichten wirklich gelöscht, wenn ich sie auf der Uhr in den Papierkorb werfe. Und umgekehrt passiert das auch manchmal. Mir fiel das zumindest bei meinem Gmail Account auf. Wenn ich dort Nachrichten lösche oder archiviere, werden sie noch auf der Gear S3 angezeigt. Erst wenn ich die Benachrichtigung auf der Smartwatch lösche, taucht sie nicht wieder auf.
Mist, ich muss meine Smartwatch heute Abend laden….ach ich hab ja ne Gear S3
Samsung hat nicht zu viel versprochen, als sie eine Smartwatch mit 4 Tagen Akkulaufzeit angekündigt haben. Bereits im Praxistest der Gear S3 haben wir diesen Wert bestätigt, aber ich kann das gar nicht oft genug erwähnen. Ich komme meist auf 3,5 Tage Laufzeit, würde mich aber auch als Intensiv-Nutzer bezeichnen. Auch wenn ich in der Vergangenheit immer die kurze Akkulaufzeit der meisten Smartwatches damit relativiert habe, dass es kein großer Zusatzaufwand ist, die Uhr abends zusammen mit dem Smartphone aufzuladen, muss ich mich im Samsung Gear S3 Langzeittest korrigieren. Die Gear S3 fühlt sich durch die längere Laufzeit tatsächlich viel mehr nach traditioneller Uhr an. Ich lege sie abends einfach irgendwo ab und muss mich vor dem Zubettgehen nicht daran erinnern, die Uhr zu laden. Ab und zu erwische ich mich dabei, wie ich morgens die Treppen hoch gehe, auf den Esstisch schaue, wo meine Gear S3 abends meistens ihren Ruheplatz findet, und kurz schockiert bin, weil ich denke, der Akku wäre jetzt leer. Der Ärger über leere Smartwatch-Akkus kann mir derzeit nur die Samsung Gear S3 und die LG Watch Urbane 2nd Edition 3G nehmen.
Die Drehlünette ist und bleibt mehr als eine nette Spielerei
Digitale Drehlünette – klingt ganz toll. Macht bestimmt Spaß, daran zu drehen. Aber ist diese Innovation auch nachhaltig relevant? Ich bin sicher nicht der einzige, der sich diese Frage im Vorfeld gestellt hat. Ich kannte die Drehlünette zwar schon von der Gear S2 Classic, doch die habe ich nicht besonders häufig getragen, weil zu dem Zeitpunkt die LG Watch Urbane (1. Generation) meine 1. Wahl war. Nun, da ich die Gear S3 zu meiner Alltagsuhr gemacht habe, kann ich mir ein Urteil erlauben.
Die Drehlünette ist Gold wert! Gerade für die Benachrichtigungsfunktionen, zur Musiksteuerung und zum Navigieren durch die Menüs hat sich das Feature bewährt. Ich würde sagen, dass ich die Samsung Gear S3 zu ca. 60 Prozent über die Drehlünette steuere und die restlichen 40 Prozent auf Fingertouch-Gesten entfallen. Damit ist die Lünette viel mehr als eine nette Spielerei. Sie ist ein ernstzunehmendes und sinnvolles Bedienelement, das jeder Smartwatch guttun würde. Dass Menschen ihre Smartwatch nicht nur über einen Touchscreen steuern wollen, hat Apple mal wieder als erstes mit der digitalen Krone erkannt. Ich bin froh dass Samsung dieses Konzept nicht einfach gecovert, sondern sich wirklich intensiv mit dem Thema und Design der Smartwatch auseinandergesetzt hat. Vor ein paar Tagen wurde die LG Watch Sport vorgestellt – und siehe da, sie ist ebenfalls mit einem Drehknopf ausgestattet. Ich bin mir recht sicher, dass die großen Hersteller allesamt erkannt haben, wie wichtig ein innovatives Bedienkonzept für eine Smartwatch ist. Apple und LG machen es richtig, Samsung hat es aus meiner Sicht perfekt gemacht und das Konzept eines physischen Buttons, der digitale Befehle ausführt, auf ein neues Level gehoben.
Aber ist das Ding nicht einfach viel zu groß für“s Handgelenk?
Was habe ich im Netz Testberichte und Kommentare zur Samsung Gear S3 gelesen. Alle haben sich mit der Größe der Smartwatch beschäftigt. Zugegeben, mit 46 mm Durchmesser und 12,9 mm Dicke gehört die Gear S3 sicher nicht zu den kleinen Armbanduhren. Aber ganz ehrlich, wer ein normales Handgelenk hat, wird die Gear S3 nicht als zu groß empfinden. Mich hat die Größe zumindest im Alltag nur selten behindert. Klar, zwischendurch muss man die Uhr mal durch einen engeren Hemdsärmel quetschen oder sie bleibt unter einer dicken Winterjacke stecken – das würde mir aber auch mit jeder anderen 46 mm Uhr passieren.
Ratsam ist allerdings – zumindest bei der von mir favorisierten Gear S3 Frontier – der Tausch des Armbands. Das mitgelieferte Silikonarmband ist zwar nützlich, gerade wenn die Smartwatch mit Wasser in Kontakt kommt, aber die Gear S3 macht gleich einen ganz anderen Eindruck, wenn man ein hochwertiges Echtlederarmband verwendet. Da alle 22 Millimeterbänder passen und die Gear S3 über einen Schnellwechsel-Verschluss verfügt, ist der Tausch auch spielend einfach. Ich kann z.B. die großartigen Straps aus dem Online Shop empfehlen. Die sind allerdings nicht gerade günstig und nicht jeder wird verstehen können, wie man für ein Armband 170 Dollar auf den Tisch legen kann.
Übrigens habe ich die Gear S3 regelmäßig beim Duschen genutzt, auch wenn sie „nur“ IP68 zertifiziert ist. Das heißt in der Theorie, dass ich damit 30 Minuten lang einen Meter tief tauchen kann in Süßwasser. Bisher habe ich bei anderen Modellen wie der Asus ZenWatch 3 oder der LG Watch Urbane 2nd Edition 3G das Duschen mit der Uhr immer vermieden, auch wenn die Uhren ebenfalls nach IP68 oder IP67 (macht quasi keinen Unterschied) zertifiziert waren. Da Samsung die Wasserfähigkeit der Gear S3 Frontier in der Werbung allerdings propagiert hat, bin ich das Wagnis eingegangen. Ich kann also mit einiger Sicherheit sagen, dass die Gear S3 dem täglichen Duschen standhält.
Stöße, Kratzer und der ganze andere ärgerliche Kram
Armbanduhren müssen allen möglichen Alltagsbelastungen standhalten. Wie schnell bleibt man mit dem Gehäuse an einer Türklinke hängen, schrammt an einer Tischkante vorbei oder streift sie am Schlüsselbund. Ich persönlich gehe mit meinen Uhren nicht übermäßig pfleglich um, selbst wenn es sich um eine 2.500 Euro teure OMEGA Speedmaster handelt. Für mich erfüllen Uhren ihren ursprünglichen Zweck. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden die großen Luxusmarken wie Breitling, Omega, Rolex und Co. Mitte des Jahrhunderts waren sie Massenprodukte, die als Tools dienten. Für Rennfahrer, zum Zeitnehmen. Für Taucher, zur Einschätzung der verbleibenden Luft. Für mich ist und bleibt eine Uhr ein Tool, mit dem ich meinem Alltag besser meistere. Eine Uhr darf gebraucht aussehen, denn sie wird täglich genutzt. Das alles gilt ebenso für eine Smartwatch. Smartwatches sind die ultimativen Tools des 21. Jahrhunderts für das Handgelenk und eine konsequente Weiterentwicklung der Uhren aus den 60er Jahren. Und die Samsung Gear S3 gehört für mich zu den wichtigsten Uhren. Vielleicht ist sie sogar die prägendste Uhr einer ganzen Epoche.
In Sachen Robustheit könnte man die Gear S3 mit einer Rolex Submariner vergleichen. Wie gesagt, ich gehe mit dem Gerät wirklich nicht zimperlich um und trotzdem kann ich keinen einzigen Kratzer erkennen. Weder auf dem 316L Edelstahlgehäuse, noch auf dem Gorilla Glass 3 Display. Hervorragende Qualität! Ich bin tatsächlich überrascht, denn gerade farblich legierte Uhren (die Gear S3 Frontier ist schwarz legiert), verlieren häufig nach ein paar Monaten an Glanz oder man sieht die ersten silbernen Blitzer durch das darunter liegende Edelstahl. Nicht so bei meiner Gear S3. Allerdings habe ich auch schon über unsere Facebook Live-Beratung einen User gehabt, der sich darüber beschwert hat, dass der innere Ring der Gear S3 schnell abgenutzt ist. Das kann ich bei meinem Modell nicht bestätigen. Montagsmodelle gibt es leider fast überall. Die Gear S3 des Users wurde inzwischen von Samsung getauscht.
Ganz schön viel Lob – aber irgendwas muss doch an der Gear S3 nicht perfekt sein!
Das perfekte technische Gerät gibt es aus meiner Sicht nicht – oder ich habe es bisher noch nicht entdeckt. Das Apple iPhone 4 kam aus meiner Sicht am nächsten an diesen Status heran. Aber das ist sicher Ansichtssache. Nun stehe ich also vor der (durchaus schwierigen) Frage, was es an der Samsung Gear S3 zu kritisieren gibt.
In unserem Praxistest sind uns vor allem zwei Dinge aufgefallen: Die fehlende, echte Wasserdichte (z.B. bis 50 Meter) und das ziemlich dicke und etwas grobschlächtig verarbeitete Echtlederarmband der Gear S3 Classic Variante. Beide Kritikpunkte würde ich nach meinem Gear S3 Langzeittest weiter so unterstreichen, wobei ich natürlich nichts über die Langlebigkeit des mitgelieferten Lederarmbandes der Gear S3 Classic sagen kann, da mir diese Version nicht mehr vorliegt. Aber das Thema Wasserdichte ist durchaus noch heute für mich relevant. Zwar muss ich nicht darüber nachdenken, die Smartwatch mit unter die Dusche zu nehmen, aber ich würde sie zugegebenermaßen auch gern im Pool im Garten nutzen. Gerade in den Sommermonaten verbringe ich viel Zeit darin und die Größe und Tiefe des Pool ermöglicht es mir, Bahnen zu schwimmen. Nun weiß ich, dass die Gear S3 das THEORETISCH aushalten sollte (wie gesagt, 30 Minuten bei maximal 1 Meter Tiefe), doch ich traue mich nicht. Zum einen habe ich etwas Angst, dass das Chlor im Pool die Legierung ausbleicht, zum anderen möchte ich kein 350 Euro teures Gerät durch eine Unachtsamkeit zerstören. Vielleicht habt ihr anderen Gear S3 User da weniger Bedenken und könnt mir diese Angst nehmen?!
Darüber hinaus gibt es einen Kritikpunkt, der sich zwar nicht direkt auf mein Gear S3 Frontier Modell bezieht, aber auf die Produktpolitik von Samsung. Ich begleite den Lebenszyklus der Gear S3 nun seit den ersten Gerüchten im Frühjahr 2016. Ich war auf der offiziellen Pressekonferenz auf der IFA 2016 und habe wochenlang sehnsüchtig auf mein Testgerät gewartet. Seit der offiziellen Ankündigung der Smartwatch hieß es, dass eine eSIM-Variante der Gear S3 Frontier auf den Markt kommen soll. Da ich bereits durch die LG Watch Urbane 2nd Edition 3G die Vorteile einer autarken Smartwatch zu schätzen gelernt habe, fehlt mir nur noch die eSIM Variante der Gear S3 zu meinem Glück. Ich verstehe auch nicht, warum sie nicht gleichzeitig zum Marktstart der anderen beiden Versionen veröffentlicht wurde, denn mit O2 und Vodafone gibt es ja bereits zwei Mobilfunkprovider in Deutschland, die Verträge für die eSIM-Technologie anbieten. Warum ist sie dann erst vor Kurzem auf den Markt gekommen – in Südkorea! Für mich leider völlig unverständlich.
Auch wenn der ein oder andere Smartwatch-Gegner jetzt vielleicht wutentbrannt Apfel + Q drückt um diesen Artikel aus seinem Browser für immer zu verbannen – mehr fällt mir in Sachen Kritik zur Samsung Gear S3 nicht ein.
Gear S3 Langzeittest Fazit – die ultimative Abschluss-Beurteilung der Samsung Gear S3
Wie sagt man so schön: Lange Rede, kurzer Sinn. Hier kommt meine abschließende Beurteilung der Samsung Gear S3, nachdem ich mit meinem Redaktionsteam die Smartwatch ausführlich in unserem Praxistest unter die Lupe genommen habe und sie mittlerweile drei Monate täglich am Handgelenk trage.