Schweizer Uhren CEO: „Tag Heuer Connected ist ein Fehler“

Schweizer Uhren CEO: "Tag Heuer Connected ist ein Fehler"

Peter Stas, CEO der Luxusuhrenmarke Frederique Constant, hat sich sehr kritisch gegenüber der Tag Heuer Connected Smartwatch geäußert. Er bezeichnet sie als großen Fehler.

Wer nicht hinter die Kulissen schaut, könnte meinen, dass Peter Stas die recht native Sichtweise der Schweizer Uhrenindustrie vertritt, Smartwatches wären nur eine Zeiterscheinung und nicht dauerhaft Ernst zu nehmen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Der CEO der Luxusuhrenmarke Frederique Constant ist sogar Vorreiter auf dem Gebiet der Smartwatches. Bereits zur letztjährigen Baselworld, der weltweit größten Messe für Luxusuhren, hat er mit der Horological Smartwatch ein Hybrid-Wearable präsentiert und war damit Tag Heuer und Co. weit voraus.

Vielleicht ist das der Grund, warum Peter Stas“ Meinung gewichtiger ist als die vieler notorischer Zukunftsverweigerer in der Branche. Man nimmt ihm ab, dass er weiß, wovon er spricht. Und diesmal macht er sich Luft zur Tag Heuer Connected.

Dem Smartwatch-Magazin wareable.com gab der Frederique Constant CEO ein Interview, in dem er folgendes über die erste android wear Luxus-Smartwatch von Tag Heuer sagt:

„The Tag Heuer Connected is not nice. Frankly, I feel it“s a big mistake. They are selling an Android graphics implementation at $1,400 – the same that you can get from LG for $300. That“s not what makes the Swiss watch industry strong.“

Harte Worte für Jean-Claude Biver und sein selbst ernanntes „Lebensprojekt“, das momentan zumindest sehr erfolgreich und marktfähig ist. Was Peter Stas damit sagen will: Wenn weitere Schweizer Luxusuhrenmarken auf ein proprietäres Betriebssystem wie android wear setzen, gerät das Image von „Swiss Made“ in Gefahr. Der Kern einer Schweizer Uhr ist seiner Meinung nach immer noch die einzigartige Verarbeitung, ein wundervolles Ziffernblatt und liebevoll gestaltete Zeiger.

„Here in Basel you might see 5000 different watches, but Android is only Android and Apple Watch is only Apple Watch. There is only one. So that“s where Swiss industry brings something“, so Stas.

Stas setzt auf die Anti-android-Smartwatch

Horological Smartwatch

Wie bereits oben erwähnt, hat sich Stas mit der Horological Smartwatch bereits auf den Smartwatch Markt im Jahr 2015 vorgewagt. Die Hybrid-Smartwatch aus Edelstahl läuft mit einem digitalen Werk, besitzt aber analoge Zeiger und ein klassisches Ziffernblatt. In Kombination mit der Companion-App kann die Uhr das Schlafverhalten des Users festhalten sowie Schritte zählen.

Die Horological Watch wird komplett in der Schweiz gefertigt, die Software wurde hingegen vom amerikanischen Technologieunternehmen Fullpower entwickelt. Stas setzt mit der Hybrid-Smartwatch also auf Schweizer Handwerkskunst und einzigartiges Software-Engineering.

In Zukunft will der Visionär sogar einen Schritt weiter gehen und greift damit auch die von Tag Heuer CEO Jean-Claude Biver gestartete Debatte um das Label „Swiss Made“ auf. Stas plant, die nächste Smartwatch nicht nur komplett in der Schweiz zu fertigen, auch die Entwicklung des Smartwatch-Betriebssystems sowie der Companion-App soll in der Schweiz stattfinden.

So gäbe es keine Diskussion über das Label „Swiss Made“. Bisher wird dieses nur Uhren verliehen, wenn wirklich der komplette Wertschöpfungsprozess in der Schweiz stattgefunden hat. Jean-Claude Biver forderte hingegen kürzlich, die Richtlinien zu lockern, sodass auch Uhren das Label bekommen, die nur zu mindestens 60 Prozent in der Schweiz gefertigt wurden. Das trifft z.B. auch auf die Tag Heuer Connected zu, deren Prozessor von Intel kommt und die mit Googles android wear Betriebsystem ausgestattet wird.

Um diesem heiklen Thema aus dem Weg zu gehen, will Peter Stas zum „Swiss Made“ Label kommen, nicht umgekehrt:

„Later this year we will have another solution as well, but we“re in the process of setting up a stronger software team in Geneva to develop new applications in Switzerland, which is important for the new regulations for Swiss Made which states that software will have to be made here too.“

Er sieht allerdings langsam aufkeimende Konkurrenz zu seiner Horological Smartwatch. Kein Wunder, Marken wie Movado, Fossil, Michael Kors, Nixon sowie die Swatch Group drängen stetig mit neuen Modellen auf den Markt, die intelligente Funktionen besitzen.

Trotzdem: Respekt für die Tag Heuer Connected

Tag Heuer Connected

Ein klein wenig Respekt muss Stas am Ende Jean-Claude Biver dann aber doch zollen:

„With Tag Heuer and the Connected Smartwatch they are putting a lot of effort behind that and talking about hundreds of thousands of pieces. We are happy, and we have leaned a lot, and we will develop in the right direction. But it“s still a new area we need to learn.“

Die Entwicklung der Schweizer Uhrenindustrie vor dem Hintergrund der fortschreitenden Technisierung von Uhren ist eines der spannendsten Themen in der Smartwatch-Branche. Die Baselworld 2016 hat gezeigt, dass die Smartwatch-Industrie auch vor der elitären Schweizer Luxusbranche keine Angst hat und die Verkaufszahlen verdeutlichen, dass momentan ein massiver Umbruch stattfindet.

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